Die zwei Schweizer Veronica und Martin von roadtripgirl.ch waren mit ihrem VW T3 Syncro einige Monate in Südamerika unterwegs. Sie bereisten die Panamericana und haben dabei spannende Abenteuer erlebt. Weshalb sie sich für eine Reise auf der anderen Seite des Großen Teiches entschieden haben und welche Pannen ihnen dabei passiert sind, erzählen sie im Interview mit Vanlife Schweiz.

Veronica ist eine von unseren Reise-Autoren der Vanlife Schweiz Stories Kategorie. Sie erzählt in ihren mit Leidenschaft geschriebenen Artikeln über die gemeinsame Reise entlang der Panamericana. Zusammen mit ihrem Partner Martin erkundete sie Südamerika in ihrem Camper Van Stitch und plaudert dabei aus dem Nähkästchen. Wir haben den zwei sympathischen Schweizern einige Fragen gestellt, um euch die lebensfrohe Autorin etwas genauer vorzustellen.

Das Fahrzeug von Veronica und Martin

Veronica und Martin leben während ihren Reisen in einem VW T3 Syncro, welchen sie an ihre Bedürfnisse angepasst haben. Dank 4×4 und Sperren ist dieser Van bereits im originalen Zustand ein kleines Geländewunder. Die beiden haben ihren Syncro zusätzlich aufgerüstet, damit sie beinahe jede Strecke bewältigen können.

  • Marke: VW
  • Model: T3 Syncro Club Joker
  • Jahrgang: 1988
  • Motorisierung: 2.1l mit 95Ps
  • Treibstoff: Benzin
  • Getriebe: Allrad mit zwei Sperren, 5 Gänge
  • Verbrauch: 13l/100 km
  • Fahrzeugausbauer: Westfalia und wir

Veronica erzählt von ihrer Reise durch Südamerika

Vor einiger Zeit habt ihr euch entschieden die Panamericana zu bereisen. Weshalb ist eure Wahl auf diese Strecke und Region gefallen?

Erst wollten wir auf dem Landweg nach Indien. Da die Lage im nahen Osten aber nicht als sehr sicher galt und wir absolute Reiseneulinge waren, haben wir uns für Südamerika entschieden. Wir hörten von anderen Reisenden, dass Südamerika landschaftlich und menschlich unbeschreiblich sei. So haben wir nicht lange überlegt und es wurde Südamerika.

Mit dem eigenen Fahrzeug den südamerikanischen Kontinent zu bereisen bedeutet einiges an Vorbereitung. Was waren eure Beweggründe, die Reise mit dem eigenen Fahrzeug zu starten und alle größeren und kleineren Hürden zu meistern?

Egal wohin man reist, die Vorbereitung ist mehrheitlich immer dieselbe. Darüber haben wir uns eigentlich keine große Gedanken gemacht. Uns war von Anfang an klar, dass wir mit dem eigenen Fahrzeug reisen wollen, weil wir somit unseren Reisegefährten schon kennen und wissen auf was wir uns einlassen.

Ihr habt euch für einen klassischen VW T3 Syncro entschieden. Weshalb ist eure Wahl auf dieses Kult-Fahrzeug gefallen?

Weil der Syncro Allrad und zwei Sperren hat. Somit ist fast alles fahrbar. Da wir gerne abseits der Touristenorte reisen und uns auch anspruchvolleres Gelände reizt, hat er alles was, wir brauchen. Nicht zu groß, wendig und offroadtauglich.

Euer Fahrzeug besitzt einen sehenswerten Innenausbau und spannende Modifikationen. Welche Umbauten habt ihr an eurem Van durchgeführt? Und welche würdet ihr heute anders machen?

Innenausbau

Der Innenausbau, Westfalia Club Joker, wurde bis auf das Bett so gelassen, wie er war. Wir wollten ein fixes Bett damit wir mehr Stauraum haben. Dazu kommt, dass uns wichtig war, dass wir bequem und gut liegen. Auf unserer Kaltschaummatratze mit Viscoschaum schlafen wir wie die Engelchen. Zusätzlich haben wir das Bett im Dach ausgebaut und so weiteren Stauraum gewonnen.

Modifikationen

  • Um den Bus noch etwas reisetauglicher zu machen, haben wir ihm ein Gewindefahrwerk spendiert und größere Reifen montiert.
  • Ein selbst gebautes Heckträgersystem bietet Platz für einen Ersatzreifen und zwei wasserdichte Boxen.
  • Wir haben einen 65l Zusatztank konstruiert und gebaut um die Reichweite zu erhöhen.
  • Die Seilwinde ist über ein Trägersystem mit dem Rahmen verschraubt und mit einem Seil aus Novolen ausgestattet.
  • Der Unterfahrschutz ist zusätzlich verstärkt.
  • Ein 170Wp Solarpanel auf dem Dach speist über einen Mppt Laderegler die 160Ah Felipo4 Batterie.
  • und und und…

Was wir an unserem Fahrzeug ändern würden ist die Motorisierung. Ein wenig mehr Leistung und weniger Spritverbrauch wäre toll.

Eure Reise führte durch den südamerikanischen Kontinent. Welches Land hat euch auf diesem Trip besonders beeindruckt?

Kann man so nicht beantworten. Jedes Land das wir bereist haben, hatte etwas Besonderes. In Uruguay wurden wir von den Menschen so herzlich aufgenommen, dass wir uns schon fast Zuhause gefühlt haben. In Argentinien haben wir zum ersten Mal Wale, Pinguine, See-Elefanten und ganz viele andere Tiere in freier Wildbahn gesehen. So etwas vergisst man nicht mehr. Auch die Landschaft in Chile wie auch in Argentinien ist atemberaubend. Ein Highlight folgt dem Nächsten. Ich glaube aber, dass es uns die Anden und die Vulkane am meisten angetan haben. Bis auf 5000 Meter über Meer sind wir mit unserem VW Bus gefahren. Etliche Male haben wir auf einem Vulkan übernachtet. Bei einigen stieg Rauch hoch oder man sah in der Nacht ein oranges Leuchten. Einfach unbeschreiblich!

Während der Zeit im Van habt ihr bestimmt einige prägende Abenteuer erlebt. Erzählt uns von eurem peinlichsten Erlebnis on the road!

Für mich war es lustig, für Martin in dem Moment ein wenig peinlich. Als wir in Chile unterwegs waren, wurden wir, als wir von Feuerland zurückkehrten aufs Festland, von einem Chilenen gefragt, wie uns Feuerland in Chile gefallen hätte. Da schwärmte Martin von Ushuaia. Die Stadt sei nicht so schön, aber der Nationalpark wäre wirklich toll und ein Muss, wenn man in Chile sei. Hmmm… tja, Ushuaia ist auf Feuerland, das ist richtig, doch nicht auf der chilenischen Seite, sondern auf der Argentinischen. Man muss vielleicht noch dazu sagen, dass die Chilenen sehr stolz sind auf ihr Land. Wenn da jemand vom Nachbarland schwärmt, kommt das leider nicht so an.

Martin verstand erst nicht, warum der freundliche Mann plötzlich so kurz angebunden war. Erst als ich dann einhakte und ihm versicherte, dass Karukinka (liegt in Chile) viel naturbelassener und ursprünglicher sei und somit viel schöner (meine Meinung), lächelte der Mann wieder und alles war wieder im Lot. Da ging Martin ein Licht auf und er sagte ausnahmsweise einmal nichts mehr.

Pleiten, Pech und Pannen! Erzählt uns von euren schlimmsten Pannen on the road!

Puuuh, da gab es einige. Die Schlimmste, die wir aber erlebt haben, war diese. Wir sahen auf der Landkarte, dass es in Argentinien eine Straße am Strand und über den Strand gab. Da wir keine Lust auf Asphalt hatten, war klar, welche Route wir fahren. Anfangs ging es über den Strand, dann weiter auf einer schmalen Sandpiste und weit und breit kein Mensch. Nur wir und die Natur. So störte es uns auch nicht, dass die Piste immer schlechter wurde. Immer mehr Büsche standen mitten im Weg. So fuhren wir weiter und weiter. Durch Bachbetten, über Kies, Sand und Büsche. Die Büsche wurden immer dichter und der Weg immer schwieriger zu finden. Bis es nicht mehr weiter ging. Wir sahen aber weiter vorne ein Haus. Mitten im Nichts. Unser nächstes Ziel war jetzt das Haus. Vielleicht würden wir ja Glück haben und jemand ist Zuhause. So könnten wir nach dem Weg fragen. Alleine hatten wir keine Chance mehr die richtige Richtung einzuschlagen. Schnell fuhren wir zu dem Haus und ja, wir hatten Glück. Ein älterer Mann umringt von seinen Tieren sah uns schon kommen und erwartete uns. Wir fragten ihn nach dem Weg, doch er meinte nur, dass es keinen Weg mehr geben würde. Erst dachte ich, er hätte mich vielleicht falsch verstanden. Ich nahm unsere Landkarte aus dem Bus und zeigte ihm die eingezeichnete Route. Er lächelte nur und meinte wieder, dass es keinen Weg mehr gäbe. Die einzige Möglichkeit sei wieder umzukehren und dann auf die Asphaltstrasse.

Niedergeschlagen verlassen wir das Grundstück. Doch Martin wollte noch nicht aufgeben und wir wagten noch einen Versuch… durch die Büsche. Leider aber übersahen wir, dass die Kameldornenbüsche waren. Die Dornen flutschten nur so in die Reifen rein. Erst flickten wir die Reifen noch, doch schnell ging uns das Flickmaterial aus. Wir versuchten nun die eingedrungenen Dornen noch weiter in den reifen zu drücken, um so das Einstichsloch ein wenig abzudichten.

Die Nadel der Tankanzeige neigte sich auch immer mehr Richtung leer und so blieb uns wirklich nichts anderes übrig, als wieder den gleichen Weg zurückzufahren. Auf dem Rückweg über die Kameldornen, reißen wir noch die Benzinpumpe ab. Unser Stitch bekam keinen Sprit mehr und blieb stehen. So standen wir nun also mit abgerissener Benzinpumpe, vier durchlöcherten Reifen und bei brütender Hitze, mitten in der Pampa. Zum Glück hatte Martin in unsere Ersatzteilkiste auch eine Ersatz Benzinpumpe eingepackt. Mitten in den Stacheln musste er nun unter den Bus kriechen und die Benzinpumpe auswechseln.

Nach einiger Zeit war dieses Problem behoben. Blieben nur noch unsere vier platten Reifen. Doch zum Glück gab es auch hierfür eine Lösung. Da wir unseren Kompressor im Bus haben, konnten wir alle 15 Minuten unsere Reifen aufpumpen und wieder einige Meter fahren. Bis die Luft wieder draußen war. Danach hieß es wieder pumpen und weiter. Pumpen und weiter, pumpen und weiter… 70 Kilometer… Pumpen und weiter…

In solchen schwierigen Momenten braucht man die Stärke dennoch weiter zu machen. Woher habt ihr in jeder Situation diese Stärke genommen?

Es blieb uns ja keine andere Wahl. Kein Handy Empfang, kein Mensch der uns helfen konnte und eine Werkstatt in der Pampa gibt es nicht. Irgendwie mussten wir ja wieder in die Zivilisation zurück. Was aber toll war in der Situation, dass wir Hand in Hand arbeiteten und es klappte einfach. Ohne groß zu diskutieren oder auszuflippen, wusste jeder gleich, was zu tun war. Wir konnten uns aufeinander verlassen und wussten, irgendwie musste es gehen.

Auf solchen Roadtrips macht man viele wunderschöne Erfahrungen. Welche Erinnerungen sind eure liebsten?

Auf der einen Seite die aufgeschlossenen, neugierigen Menschen. Wir durften richtige Freundschaften knüpfen und waren überwältigt von der Gastfreundschaft der Südamerikaner.

Auf der anderen Seite die Natur. Wir haben noch nie etwas Ähnliches erlebt, wie in der Zeit die wir in Südamerika verbracht haben. Von Gletschern, über Vulkane, durch Wüsten, Pampa, Dschungel und Urwald. Dazu die Tierwelt. Ohne Worte…

So eine Reise finanziert sich leider nicht von selbst. Was sind eure Tipps und Tricks, um sich ein Langezeit-Leben im Van zu ermöglichen?

Wir haben gespart dafür. Unsere Lebensunterhaltskosten wurden auf’s Minimum reduziert, alles verkauft, was wir nicht mehr brauchten. So langsam aber sicher bekamen wir unser Reisebudget zusammen.

Auf engem Raum zu leben, bedeutet sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Hab und Gut zu minimieren. Auf welche drei Gegenstände könntet ihr nicht mehr verzichten?

Smartphone, Kühlbox und unsere Matratze

Wenn man beinahe 24/7 zusammen lebt, reist und auf Abenteuer geht, lernt man den Reisepartner so richtig kennen. Wie hat sich eure Beziehung im Van verändert?

Wir sind schon länger zusammen und kannten uns vor der Reise schon gut. Unsere Beziehung hat sich somit nicht groß verändert. Wir selber haben uns verändert, weil wir immer wieder über unsere Grenzen hinausgewachsen sind. Da wir das beide in mehr oder weniger denselben Situationen hatten, haben wir uns zusammen weiter verändert und sind beziehungsmäßig auf demselben Level geblieben.

Mittlerweile seid ihr wieder zurück in der Schweiz. Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Erst einmal wieder arbeiten um Geld zu verdienen. Dieses Mal werden wir ein wenig mehr budgetieren, damit wir das nächste Mal länger unterwegs sein können.

Die nächsten 3 bis 5 Jahre werden wir in der Schweiz und Umgebung anzutreffen sein. Rumänien, Albanien, Polen wie auch der hohe Norden wären noch so Ziele von uns, bevor es dann wieder auf große Reise gehen soll.

Der VW Bus wird noch ein wenig umgebaut und restauriert und wer weiß, vielleicht kommt noch ein anderes Reisefahrzeug zum jetzigen hinzu. Ideen wurden schon in den Raum geworfen. Was daraus wird, werden wir noch sehen.

Während einer Langzeit Reise lernt man die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu schätzen. Was habt ihr in der Zeit im Van vermisst oder gerne dabei gehabt?

Wir haben wirklich nichts vermisst. Hin und wieder kam einmal ein Gegenstand zur Sprache, doch ich mag mich nicht einmal mehr daran erinnern, was es war. Somit also nichts, was wir wirklich gebraucht hätten. Man mag es kaum glauben, doch es ist wirklich so. Je weniger Stauraum man hat, desto weniger Gegenstände braucht man wirklich.

Wir danken Veronica und Martin für das ausführliche Beantworten der Fragen und wünschen den beiden alles Gute für die Zukunft! Wenn ihr die zwei Abenteurer weiterhin verfolgen möchten, besucht ihre Webseite, den Youtube Channel oder ihr inspirierender Instagram Kanal und lest die On the road Beiträge von Veronica bei Vanlife Schweiz.